Orgel

In der alten und der neuen Zenderscher Kirche standen insgesamt vier Orgeln (Näheres dazu vgl. G. & R. Weber 1985, S. 575ff.). Hier greifen wir nur zwei heraus, weil sie - wie gezeigt wird - auf verschlungenen Wegen zusammengeführt wurden.

Noch für die alte Kirche baute der 1760 in Holzmengen geborene Samuel Maetz im Jahr 1798 eine Orgel. Sein Sohn Friedrich hat sie 1825 gründlich repariert. Als die alte Kirche 1870 abgerissen wurde, verkauften die Zenderscher diese Orgel weit unter Wert an die vergleichsweise arme Kirchengemeinde in Belleschdorf

 

Für ihre im neugotischen Stil erbaute, sehr geräumige Kirche ließen sich die Zenderscher 1881 von Wilhelm Hörbiger (1839-1890) eine größere Orgel bauen. Mit 18 Registern, Manual und Pedal war sie für den großen Kirchenraum dennoch relativ klein. Von einer ersten gründlichen Reparatur der Hörbiger-Orgel erfahren wir aus dem Jahre 1912.

 

Der Kronstädter Orgelbauer Carl Einschenk hat sie gestimmt und gereinigt. Kurz vor dem Ende des 1. Weltkrieges sollten die zinnernen Orgelpfeifen noch als Kriegsmaterial dienen. Schon abmontiert, sind sie der Gemeinde jedoch erhalten geblieben und wurden wieder eingesetzt. 1944/45, als die Sachsen evakuiert waren, wurde die Orgel stark beschädigt.

 

Noch nach Jahren konnte man rumänische Kinder auf einer Orgelpfeife blasend auf der Straße finden. Von insgesamt 972 Orgelpfeifen fehlten, wie 1948 festgestellt wurde, ca. 480. Einige konnten wieder eingesammelt und angebracht werden. Neun der 18 Register waren, nachdem die Orgel notdürftig wieder hergerichtet war, nicht spielbar. Gereinigt wurde die Orgel seit 1948 ein einziges Mal vom Roder Pfarrer Rudolf Melzer im Jahre 1970. Bei dieser Gelegenheit wurde auch eine Stimmung vorgenommen, ebenfalls die einzige seit 1948. Bis in die jüngste Vergangenheit hat sie den meisten heute in der Zerstreuung lebenden Zenderscher Sachsen bei ihrer Taufe, Konfirmation und Trauung den musikalischen Rahmen gegeben.
Auf Antrag der römisch-katholischen St. Michaelskirche in Klausenburg hat das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Hermannstadt in seiner Sitzung vom 13.11.1991 beschlossen, die Orgeln von Zendersch und Belleschdorf der Klausenburger Gemeinde zu überlassen.
"Die Fügung des Schicksals, dass beide Zenderscher Orgeln sich heute in Klausenburg zusammen finden, verdient, als gefühlsbetonte Bemerkung festgehalten zu werden."


Diese Informationen entnehmen wir einer Mitteilung des jetzigen Hermannstädter Orgelbauers Hermann Binder an . G. & R. Weber vom 26.9.1996. Darin berichtet Binder weiter, die Zenderscher Hörbiger-Orgel sei vor ihrem Transport durch Diebstahl von Pfeifen stark reduziert worden, so dass sie nicht mehr komplett, sondern nur als "ein guter Bestand von brauchbaren Orgelteilen" Verwendung finden konnte. Und er fährt fort:
"In einer ersten Phase wurden die Pfeifen des Pedalwerks für die Erweiterung der historischen Johannes Hahn Orgel in St. Michael verwendet. Diese Röm. Kath. Kirchengemeinde baut zur Zeit [1996] im Neubauviertel Donathstraße eine Kirche, St. István, in welcher die übrigen Reste der Hörbiger-Orgel für ein neues Instrument verwendet werden sollen. Auf das neugotische Gehäuse muss, aus Gründen der Anpassung an den modernen Kirchenraum, leider verzichtet werden."


Das Gehäuse des freistehenden Spieltischs wird in Sepsi Szent György/Sfântu Gheorghe (Bezirk Kronstadt/ Brasov) für eine andere Hörbiger-Orgel verwendet, vielleicht auch weitere Gehäuseteile.